Eine Vintage-Besitzerin, die ein Brautkleid in ihrem Schaufenster ausstellt, das sie daran erinnern soll, ihr Herz nie wieder leichtsinnig zu verschenken.

Das war leicht verkürzt der Pitch für Band 4 der Liebesromanreihe „Das kleine Bücherdorf“. Ursprünglich wollte Rowohlt nur drei Bände, und meine Agentin meinte, es sei äußerst unwahrscheinlich, dass sie einen vierten einkaufen. Aber mir gefiel die Idee so gut, dass ich sie trotzdem vorgestellt habe – und sie gefiel auch dem Verlag 🙂 So weit, so großartig!

Ich hätte das aber niemals getan, wenn ich gewusst hätte, was noch auf mich zukommen würde.

Diese erste Idee war toll, ja, aber es wollten einfach keine weiteren folgen. Ok, es kam noch eine vage Vorstellung dazu, wie der Mann sein sollte, der Anns Herz gebrochen hat (er sollte aussehen wie der ältere Dylan aus Beverly Hills 90210, inzwischen habe ich ihn aber durch Theo James aus White Lotus ersetzt) und dass die Hauptfigur Ann eine heimliche Liebesromanautorin war (das war eine berechtigte Vorgabe vom Verlag, da alle Bände etwas mit Büchern zu tun haben sollten).

Ich war inzwischen fast mit Band 3 fertig – in dem ich Band 4 anteasern wollte –, als mich die Muse immer noch nicht küssen wollte.

Das führte dazu, dass ich in den Osterferien bei meinen Eltern schweißgebadet nachts aufwachte und am Rande einer Panikattacke war. Ich war fest davon überzeugt, dem Verlag gestehen zu müssen, dass es keinen Band 4 und somit kein großes Finale der Bücherdorf-Reihe geben oder dass ich dieses Finale komplett verhunzen würde, weil der Plot grottenschlecht ist.

Wie habe ich es doch noch geschafft, ein Finale zu schreiben, mit dem ich sehr glücklich bin?

1. Meine Musen, Cathy Hummels und James Blunt, haben mir wertvolle Puzzleteile für die Handlung geliefert.
Da es zu weit führen würde, dir den ganzen Entstehungsprozess aufzuschreiben – und wenn er dich interessiert, lege ich dir ans Herz, meinen AutorInnen-Newsletter zu abonnieren, der am Dienstag rausgeht. Da erzähle ich nämlich davon.

2. Ich habe mich auf das besonnen, was ich meinen SchreibschülerInnen in meinen Kursen beibringe.
Anstatt mir tausend Fragen zur Handlung zu stellen wie
Wer war die frühere Besitzerin des Brautkleides?
Was ist passiert, dass sie das Brautkleid nicht nur behalten will, sondern es auch noch in ihrem Laden ausstellt?
habe ich mich auf die allerwichtigste Sache beim Romanschreiben konzentriert: auf die Hauptfigur Ann.

Denn ohne Figur keine Geschichte.

Wir LeserInnen wollen zwar auch wissen, WAS passiert, vor allem wollen wir aber wissen, WEM es passiert. Du kannst die spannendste Handlung haben, wenn deine LeserInnen nicht mit deiner Hauptfigur mitfiebern, so dass sie sie unbedingt ein Stück auf ihrem Weg begleiten wollen, wirst du sie verlieren.

In vielen Schreibratgebern liest man, dass man Steckbriefe erstellen soll, um sich der Figur zu nähern.

Mir ist es noch nie gelungen, eine Figur am Reißbrett zu entwerfen. Um Zugang zu ihr zu bekommen, stelle ich ihr sechs Fragen:

1. Welcher Typ ist die Figur? (Mauerblümchen, High School Queen, Außenseiterin, verirrte Seele usw.)
2. Was will die Figur?
3. Warum will sie dieses Ziel erreichen?
4. Was passiert, wenn sie scheitert?
5. Wie verändert sich meine Figur im Laufe der Geschichte?
6. Welche Narbe aus der Vergangenheit trägt sie mit sich herum?

Mehr über diese sechs Fragen und darüber, wie ich Figuren aufbaue, erfährst du in meinem Workshop Live-Sitzung) „Charaktere mit Charakter“, den es bald zu kaufen gibt. Ich informiere dich, wenn er erhältlich.

Wenn dir diese Inspirationspost gefallen hat und du glaubst, dass er anderen Schreibenden ebenfalls wertvolle Impulse liefert, leitet ihn gerne weiter. Ich freue mich auch immer, wenn du mir schreibst, wie er dir gefallen hat und welche Themen du dir wünschst.

Schreib einen Roman, der deine LeserInnen wirklich berührt!

Alles Liebe
Katharina❤️